Zwei Arten von Familienzeit

Nachbarsfenster gewähren einen Blick ins echte Leben unserer Mitmenschen. Was man dahinter sieht, ist so viel echter, als die für die Öffentlichkeit inszenierte Persönlichkeit.

Neulich habe ich, während ich Gitarrenakkorde durch den Verstärker jagte, ins Nachbarfester ein Stockwerk unter uns geschaut. Da lag ein Baby, irgendwas zwischen 12 und 20 Monaten alt, ein Mädchen glaube ich, und spielte mit Baby-Spielzeug.

Neben ihr kniete ihr Vater, es war kurz nach 19 Uhr, Feierabendzeit. Familienzeit. In der einen Hand hielt der Vater eine Kinderrassel, in der anderen das Smartphone. Nicht nur kurz, sondern minutenlang, während seine kleine Tochter neben ihm spielte.

Es gibt zwei Arten von Familienzeit:
  1. echte Familienzeit
  2. Familienzeit fürs Gewissen
Familienzeit fürs Gewissen ist die Zeit, wonach man sagt: »Ich war heute wieder drei Stunden bei Oma Trudi.« Und wie viel davon war man wirklich bei Oma Trudi? Hat ihr aufmerksam zugehört? Nicht ans Feiern gedacht, was nach dem Besuch anstand?

Familienzeit fürs Gewissen ist, wenn man körperlich zwar da ist, in Gedanken aber woanders. Wenn man am Smartphone ist, statt das kleine Lebewesen neben sich zu betrachten und über das Wunder des Lebens zu staunen.

Familienzeit - Quality Time mit der Familie

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